Im Anschluss an die Demo „Femizide Stoppen!“ zum 25.11.2023 veranstalteten wir das erste Offene Feministische Treffen in Mainz. Seitdem haben wir viel gelernt und verschiedene Aktionen geplant und umgesetzt. Für den 25.11. haben wir dieses Jahr im Rahmen des OFTs erstmals gemeinsam eine Kundgebung organisiert, um auf die Gewalt aufmerksam zu machen, die wir täglich erfahren. Dieser können wir nur etwas entgegen setzen, wenn wir uns politisch organsieren. Daher werten wir es als riesigen Erfolg eine politische Praxis zu sehen, die aus diesem Projekt hervorgeht, und bei der wir mit vielen Genoss*innen neue Erfahrungen sammeln konnten. Dabei bringen wir verschiedene Beweggründe mit, in der inhaltlichen Auseinandersetzung war eines allerdings stets klar:
Patriarchale Gewalt ist kein Zufall, sondern hat System!
Patriarchale Gewalt ist die logische Konsequenz aus einem System, das von der Unterdrückung der Frau profitiert. Wo der Kapitalismus Frauen (und Kinder) im Privathaushalt als Reproduktionseinheit gut aufgehoben weiß, werden sie dort regelmäßig Opfer von Gewalt. Frauenhäuser als Schutzräume für von häuslicher Gewalt Betroffene sind unterfinanziert, überlastet und für viele Betroffene kaum zugänglich. 2023 gabe es 360 Femizide in Deutschland. 360 Frauen die aufgrund ihres Geschlechts getötet wurden. Alle drei Minuten erlebt eine Frau häusliche Gewalt. Wir sind nicht sicher und der Staat hat kein Interesse daran, die Umstände zu verändern, die uns erst in diese Lage bringen.
Es sind aber nicht nur Frauen von patriarchaler Gewalt betroffen. Mindestens 350 trans* und genderqueere Menschen wurden im letzten Jahr getötet. Hinzu kommen Über- und Angriffe, sowie gewaltvolle Praktiken in Behörden und Medizin. Die bloße Existenz von (gender-) queeren Menschen bricht mit der binären Einteilung in Frau und Mann, die das System als unveränderbare Geschlechtskategorien mit vermeintlich natürlichen Rollen maßgeblich am Leben halten und bestärken. Wir sprechen vom Tag gegen patriarchale Gewalt, um die verantwortliche Struktur, das Patriarchat, zu benennen. Gewalt gegen queere Menschen beruht auf den selben Verhältnissen wie auch Gewalt gegen Frauen. Eine wirkliche Befreiung kann es nur für alle geben und niemals in diesem System!
Patriarchale Gewalt endet auch nicht an der deutschen Grenze. Besonders in Kriegsgebieten, in denen Vergewaltigung entweder aktiv als Kriegswaffe angeordnet wird, oder aus einem scheinbaren Freifahrtschein für Soldaten und Zivilisten resultiert, wird das Ausmaß dieser Gewalt besonders deutlich. Das geht soweit, dass sich 130 Frauen im Sudan kürzlich das Leben nahmen, um einer Vergewaltigung zu entgehen. Gleichzeitig posierten israelische Soldaten dieses Jahr mit der Unterwäsche ihrer Vergewaltigungsopfer. Diese Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit stehen stellvertretend für jede Form patriarchaler Gewalt, denen Betroffene von Krieg ausgesetzt sind. Opfer bleiben in den meisten Fällen Namenlos und tauchen bestenfalls in Statistiken auf. Wo Unterdrückung, Gewalt und Tod zur Realität gehört regt sich Widerstand. Feminismus heißt notwendig auch Internationalismus!
Das Erstarken extrem rechter Akteure zeigt zusätzlich, dass selbst bisherige Freiheiten und Errungenschaften in Gefahr sind. Queeren Menschen wird dabei gänzlich die Identität abgesprochen und Frauen werden von ihnen unterstützt, solange sie die „heimische“ Bevölkerung gebären und versorgen. Damit geht sowohl die Festigung der Geschlechterrollen, als auch die sexuelle Unterwerfung der Frau gegenüber dem Mann einher. Die Sicherheit von Frauen wird nur zum Thema, wenn die Täter in das rassistische Narrativ passen. Menschen, die vor Krieg oder Verfolgung fliehen, werden als Bedrohung dargestellt und bürgerliche Parteien machen fleißig mit. Abschiebungen, unsicherer Aufenthaltsstatus, präkere Wohnverhältnisse, gefährliche Fluchtrouten und schlechte Gesundheitsversorgung führen auch für FLINTA* auf oder nach der Flucht zu einem Anstieg an Gewalt und Abhängigkeiten.
Ob es um Abtreibungsrechte geht, oder Femizide, eine mangelnde Gesundheitsversorgung, Catcalling, Prostitution, den Einsatz von Vergewaltigungen als Kriegswaffe, oder die Zwangszuweisung zu Geschlechtern:
Patriarchat bedeutet Gewalt – Immer!
Wir haben am 25.11 unsere Wut auf die Straße gebracht, um die Opfer getrauert und in Mainz patriarchale Gewalt thematisiert. Betroffen sind wir alle, aber aktiv werden können wir nur gemeinsam! Kommt also gern zum OFT!
Euer Lila Mainz 💜🚩