Am Sonntag dem 30. Oktober haben wir uns gemeinsam als Kommunist:innen auf dem Alten Friedhof in Darmstadt getroffen, um unserem Genossen Georg Fröba zu gedenken, der sich voller Mut dem deutschen Faschismus widersetzte.
Georg Fröba wurde 1896 in Bayreuth als fünftes Kind in eine Arbeiter:innenfamilie geboren, welche später gemeinsam nach Darmstadt zog. Dort absolvierte Fröba seine Ausbildung zum Schneider und begann auch bald, sich politisch zu engagieren. So trat er nach dem Ersten Weltkrieg der USPD bei. Die USPD, eine Abstabltung der sog. Mehrheits-SPD, hatte sich erst kurz vorher gegen Ende des Ersten Weltkriegs gegründet, da die Mitglieder nicht mehr hinter den zunehmend militaristischen und reformistischen Inhalten der Mehrheits-Partei stehen konnten. Der deutsche Imperialismus, und die kapitalistische Ausbeutung zahlreicher Arbeiter:innen, ließen und lassen sich eben nicht durch Reformen beseitigen.
Dies erkannte auch Fröba und gründete ein paar Jahre später mit weiteren Genoss:innen eine Ortsgruppe der KPD, also der Kommunistischen Partei Deutschlands, in Darmstadt. Dort stieg er schnell zum politischen Leiter der Gruppe auf und engagierte sich in der Stadtverordnetenversammlung vor allem für die Rechte von Erwerbslosen.
Nach der Machtübertragung an Hitler durch Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933, versuchten Fröba und seine Genoss:innen Hitlers Machtantritt in letzter Minute zu verhindern. Sie verteilten Flugschriften, mit denen sie versuchten, die Darmstädter Arbeiter:innen zum Generalstreik zu bewegen. Doch die Aktion wurde schnell von der Polizei niedergeschlagen.
Wenige Monate danach wurde Fröba dann von der SA in sog. “Schutzhaft” genommen und ins Konzentrationslager “Osthofen” bei Worms deportiert, nachdem er vorher noch schwere Misshandlungen erleiden musste. Dies geschah auf einer Gesetzesgrundlage, die wieder Hindenburg zuzurechnen ist. Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933, der einem Kommunisten in die Schuhe geschoben wurde, wurde es möglich, politische Gegner:innen, also vor allem Kommunist:innen und Sozialist:innen, ohne jegliche Gründe festzunehmen.
Nachdem Fröba aus der Haft entlassen wurde, folgten direkt weitere Repressionen. Kaum wieder auf freiem Fuße wurden er und weitere 47 Genoss:innen wegen “Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens” angeklagt. Während der Gerichtsverhandlung wurden die Genoss:innen im Gerichtsgefängnis in Frankfurt festgesetzt, das die Gestapo nutzte, um Beschuldigte zu inhaftieren, zu verhören und zu foltern.
Fröba wurde schließlich zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus, die er in Hameln verbüßen sollte, verurteilt. In den Zuchthäusern der Nazis herrschten strenge militärische Disziplin, Isolierung und harte Zwangsarbeit. Ziel war die Zitat: “Trockenlegung des kommunistischen Sumpfes”. “Vorbereitung zum Hochverrat” war dabei die gängige Anklage. Sich widerständig zu zeigen führte für die meisten zur Inhaftierung im Gefängnis oder Zuchthaus.
Doch all die Repressionen konnten nichts gegen den Mut und die Widerständigkeit Fröbas ausrichten. Als er aus der Haft entlassen wurde, organisierten er und weitere Genoss:innen eine im Untergrund agierende Widerstandsgruppe: Die “Betriebsgruppe Goebel”. Sie bauten ein Netz illegaler Wohn- und Betriebsgruppen auf und versuchten damit vor allem das Los der Zwangsarbeitenden zu mildern. Allerdings blieb auch diese Aktion nicht unentdeckt und Fröba und seine Genoss:innen wurden von einem Gestapo-Spitzel verraten. Die Gruppe wurde im Gestapo-Gefängnis in Darmstadt in Untersuchungshaft genommen, welches sich damals im “Runden Turm” befand. Dort mussten die Genoss:innen wieder schwere Misshandlungen erleiden.
Am 6. September 1944 schließlich, wurde Georg Fröba wegen “Vorbereitungen zum Hochverrat und Feindbegünstigung” zum Tode verurteilt. Seine Mitangeklagten wurden mit langjährigen Zuchthaus Aufenthalten bestraft. Georg Fröba wurde am 27. Oktober 1944 in der Haftanstalt Frankfurt-Preungesheim hingerichtet
Erst auf Forderungen der KPD Darmstadt wurden seine sterblichen Überreste nach Darmstadt überführt und hier in dem Familiengrab seiner Frau begraben.
Bis zum Jahr 1960 gab es in Darmstadt die “Georg-Fröba-Anlage”, ein Park, dessen Name an die Verdienste unseres Genossen erinnern sollte. Unter dem damaligen Oberbürgermeister Ludwig Engel von der SPD jedoch, wurde die Parkanlage zu Ehren eines Architekten umbenannt und heißt heute “August-Buxbaum-Anlage”.
Aus Sicht des SPD-Politikers hätten die Kommunist:innen, darunter Georg Fröba, die Nazi-Diktatur ja nur durch ihre eigene Parteidikdatur ersetzen wollen. Offensichtlich hatte Ludwig Engel keine Ahnung davon, wofür Kommunist:innen eigentlich kämpfen und hat die Verdienste von Widerstandskämpfer:innen einfach unter der Hufeisentheorie relativiert.
Wir fragen uns, warum Engel als Sozialdemokrat so ein Problem mit Georg Fröba hatte und sich nicht an der Hindenburgstraße gestört hat. Der Straße, die nach dem Mann benannt wurde, der Hitler zum Kanzler ernannte. Der Mann, der die Gesetzesgrundlage dafür schuf, dass Fröba und zahlreiche andere aufgrund ihrer politischen Haltung inhaftiert werden konnten.
Dies ist unverkennbar ein Sinnbild für die Doppelmoral der bürgerlichen Gesellschaft und es ist unsere Pflicht, diese zu entlarven.
Nachdem wir uns mit der Geschichte unseres Genossen vertraut gemacht haben, zollten wir ihm in Stille den Respekt, den Fröba auch heute noch verdient hat. Die roten Nelken, die wir auf sein Grab niederlegten, sollten ein Zeichen unserer Solidarität und Achtung sein.
Wir können uns viel von dem Mut, der Beharrlichkeit und der Selbstlosigkeit von Georg Fröba abschauen und als Vorbild für unsere politische Praxis nehmen. Es ist unsere Pflicht, wachsam zu sein und den Kampf unserer Genoss:innen weiterzuführen. Wir müssen verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt und für eine Gesellschaft ohne Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen, für die so viele vor uns bereits gestorben sind.