Am Nachmittag des 03.07. wurde eine 40-jährige Frau in ihrem Wohnhaus getötet. Bei dem Täter handelt es sich um den 51-jährigen Ehemann, der bereits zuvor unzählige Male innerhalb der Familie gewaltätig wurde. Im Mai begann ein Ermittlungsverfahren aufgrund von Körperverletzung, das zu Annäherungs-, Betretungs- und Kontaktverbot zu Ehefrau und Wohnhaus führte. Die ermordete Frau wurde stark blutend und schwerverletzt in ihrem Wohnhaus aufgefunden. Sie hinterlässt drei Kinder im Alter von 6 Monaten, 15 Jahren und 19 Jahren, der jüngste Sohn war während der Tat anwesend.
Die Brutalität dieser Tat lässt sich nicht in Worte fassen, auch deswegen, weil sich die Bedrohung bereits lange im Voraus gezeigt hat. Wir sprechen hier nicht von einmaligen Taten, von Handlungen aus Affekten oder Zufällen, sondern von systematischer, langanhaltender psychischer und physischer Unterdrückung, die am Dienstag in der Ermordung der 40-Jährigen Mutter ihren Höhepunkt fand. Allein über 50 Femizide wurden dieses Jahr in Deutschland verübt – doch das deutsche Gesetz sieht immer noch nicht den Straftatbestand des Femizids vor, also die Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechtes. Stattdessen gelten häufig mildernde Umstände, wenn sich die Tat etwa im Zusammenhang mit einer Trennung ereignet hat. Damit wird den Opfern die Schuld an ihrer eigenen Gewalterfahrung oder Tötung gegeben, anstatt dort anzusetzen, wo das Problem eigentlich liegt: Bei den männlichen Tätern, den Partnern, Verwandten, Ehemännern, Zuhältern.
Es hat also schon wieder ein Mann über Leben und Tod einer Frau entschieden. Und schon wieder hat das Einschalten der Staatsgewalt daran nichts geändert: keine der oben erwähnten Maßnahmen hat diesen oder all die vorangegangenen Femizide verhindert.
Daraus folgern wir zwei Dinge. Erstens: Weder auf den Staatsschutz, noch die Justiz, die nicht müde wird den Opfern die Schuld an ihrer eigenen Ermordung zuzuschieben, ist Verlass. Und, daraus folgend, zweitens: in der bestehenden Gesellschaft gibt es für Männer keine Konsequenzen. Denn die fast schon surreal anmutende Zahl von 50 Femiziden allein dieses Jahr hat ihren Ursprung in der patriarchalen Gesellschaft, in der sich Männer selbst im Jahr 2023 sicher genug fühlen können, strukturell Frauen zu belästigen, zu vergewaltigen und zu töten.
Selbst direkte Maßnahmen, die die Situationen für Frauen zumindest etwas verbessern könnten, wie etwa wirkungsstarke und ernst gemeinte Aufklärungsarbeit, den Ausbau und die Finanzierung von Schutzräumen und Frauenhäusern, sowie die Abschaffung von strafmildernden Umständen werden durch die Regierungen nicht getroffen. Dadurch wird es Frauen zusätzlich erschwert aus der Gewaltspirale auszubrechen.
Die erste Lehre, die wir daraus ziehen: es wurde wieder bewiesen, dass wir diesem Staat, den Gerichten und der Polizei nicht trauen können, und stattdessen die Verantwortung sowie die Macht über unser Leben selbst übernehmen müssen! Es liegt an uns, unseren Töchtern die Angst vor der Gewalt des patriarchalen Staates zu nehmen, indem wir unsere Söhne zu den Menschen heranziehen, die wir im Kampf gegen die patriarchal-kapitalistische Gesellschaft an unserer Seite brauchen. Und bis dahin ist die einzige Devise, die uns bleibt:
Frauen, Mütter, Schwestern, Freundinnen, Kolleginnen und Genossinnen, schließt euch zusammen, organisiert euch gegen die Barbarei derjenigen Gesellschaft, in der sich Frauen nicht sicher fühlen können und lasst uns den Verantwortlichen zeigen, dass wir ihre Taten nicht nur sehen, sondern dass sie Konsequenzen haben werden.