Am 10. Juli 1914 kurz vor der Hölle des ersten großen imperialistischen Weltkriegs in eine jüdische Kaufmannsfamilie in Frankfurt am Main geboren, politisierte Emil Carlebach sich durch den Mord an den beiden Anarchisten Sacco und Vanzetti in den USA. Er begriff, wie die imperialistischen Staaten über Leichen gehen, um ihre Ordnung der Eigentumsverhältnisse aufrechtzuerhalten. Er tritt gegen Ende der Weimarer Republik 1930 erst in den „Sozialistischen Schülerbund“, dann 1931 dem „Kommunistischen Jugendverband“ und der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD) 1932 bei. Seine Anfangszeit in der KPD war von Auseinandersetzung mit den erstarkenden Faschisten der NSDAP geprägt. Später sollte er einem seiner Bücher den Titel „Hitler war kein Betriebsunfall“ geben. Nachdem er mit 18 Jahren beim Plakatieren zum ersten Mal verhaftet wurde, führten er und seine Genoss:innen den antifaschistischen Widerstand aus der Illegalität weiter.
Am 1. Mai 1933 versuchten er und eine Gruppe junger Kommunist:innen eine Gegendemonstration zu veranstalten, scheiterten jedoch, da sie nur rund 30 Personen waren. Daraufhin startete eine ihrer vielen Flugblattaktionen in Frankfurt-Bockenheim, in der sie Hitler und seinen faschistischen Wahn angriffen. Die Aktion erregte großes Aufsehen und endete mit 200 Verhaftungen durch die SA am nächsten Tag in Bockenheim. Nach der Machtübertragung der bürgerlichen Demokraten an die Faschisten brachte eine Denunziation ihm und weiteren Genossen 1934 die zweite Verhaftung mit Zuchthaus und Konzentrationslager ein, die er Zeit des „Dritten Reichs“ nicht mehr verlassen hat. Seine antifaschistische Arbeit endete damit jedoch keineswegs. Nach dem Durchlauf verschiedener Knäste landet er 1937 im Konzentrationslager Dachau und 1938 schließlich in Buchenwald. Wegen seines Rufs als loyaler und standhafter Genosse fand Carlebach sich schnell in der von Kommunist:innen geführten illegalen Lagerorganisation und als Blockältester der jüdischen Häftlinge wieder. Als er mit 46 weiteren Gefangenen im April 1945 durch die SS hingerichtet werden sollte, wurden sie versteckt und überlebten bis zur Selbstbefreiung des Lagers. Diese Befreiung beschrieb Genosse Carlebach später einmal als seine „zweite Geburt“.
Er war danach Mitbegründer der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN – BdA) und weiterhin Mitglied der KPD, für die er auch ab 1946 im hessischen Landtag und ab 1948 als Abgeordneter in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung saß. Schon 1945 jedoch gründete er gemeinsam mit sechs weiteren Antifaschisten die „Frankfurter Rundschau“, die erste deutsche Zeitung der us-amerikanischen Besatzungszone. Dort bewies er sich als jüngster und tatkräftigster Journalist als faktischer Chefredakteur. 1947 bekommt er nach Intervention des späteren antikommunistischen Verlegers Karl Gerold von der amerikanischen Militärbesatzung die Lizenz aberkannt, die Stimmungsmache gegen Kommunist:innen und der Kalte Krieg nahmen Fahrt auf. In den ersten Jahrzehnten wurde seine Existenz als Mitgründer und Journalist verleugnet und totgeschwiegen. Die Militärregierung nutzte auch diese Lizenzvergaben geschickt für den Aufbau der zukünftigen Kapitalist:innen in Deutschland aus.
Als Mitautor der hessischen Verfassung setzte er sich für die Verankerung des Menschenrechts auf Arbeit und den Potential besitzenden Sozialisierungsartikel ein, dessen Umsetzung trotz Dreiviertelmehrheit der Bevölkerung durch die US-Besatzung verhindert wurde. Nach dem erneuten Verbot der KPD im Jahr 1956 flüchtetet er in die DDR, betrieb dort den „Deutschen Freiheitssender 904“ mit, bis er 13 Jahre später in die BRD zurückkehrte. Er war aktiv in der DKP und dem VVN-BdA, für letzteren u.a. auch als Redakteur der Wochenzeitung „Die Tat“. Seine Kampferfahrungen veröffentlichte er in mehreren Büchern, darunter „Zensur ohne Schere“ und „Hitler war kein Betriebsunfall“. Ab den frühen 70er Jahren war er in der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora, als Vizepräsident des Internationalen Buchenwald-Komitees und Vorsitzender des Häftlingsbeirats der Gedenkstätte Buchenwald tätig. Carlebach bewies sich auch weiterhin als aktiver und kämperischer Gewerkschafter im Bundesvorstand der Deutschen Journalisten-Union.
Als Kommunisten verwehrte ihm sowohl die Stadt Frankfurt als auch Deutschland die Anerkennung als Antifaschist im Widerstand gegen die Nationalsozialisten und als Kämpfer für eine soziale und gerechte Zukunft, die aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. „Das war und ist und bleibt unsere Losung. Wir, die Veteranen des antifaschistischen Kampfes, erinnern uns und warnen unsere Völker, vor allem unsere Jugend: Glaubt nicht den Schlagworten. Wir müssen in Wort und Tat der heraufziehenden Gefahr widerstehen. Das sind wir unseren gefallenen Kameraden und unseren heutigen jungen Mitgliedern schuldig“, schreibt er in einem Brief zum Jahrestag der Selbstbefreiung Buchenwalds. Am 9. April 2001 starb Emil Carlebach in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main. Er ist Beispiel und Vorbild für Revolutionäre und Antifaschist:innen, er hat nie in seinem Kampf nachgelassen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Heute ist sein 21. Todestag und wir gedenken unserem Genossen und erinnern uns seiner.