Am 23. August 2024 versammelten sich über 200 Menschen in Stuttgart, um den Genossen Nico zu seinem Haftantritt in der Justizvollzugsanstalt Ulm solidarisch zu begleiten. Zehn Genoss*innen aus Frankfurt und Mainz reisten gemeinsam an, um sich diesem starken Zeichen der Solidarität und Geschlossenheit anzuschließen.
Der Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück im Linken Zentrum Lilo Hermann. Bereits hier wurden erste Reden gehalten, in denen Nico Wünsche und Worte der Unterstützung mit auf seinen schweren Weg gegeben wurden. Dabei wurde sein standhafter solidarischer Charakter und seine kontinuierlich antifaschistische Praxis hervorgehoben, sowie sein bevorstehender Haftantritt in den Kontext staatlicher Repression eingeordnet.
Es wurde deutlich gemacht, dass die Entscheidung, sich dem antifaschistischen Kampf zu verschreiben, nicht nur einen hohen Preis hat, sondern auch eine tiefgreifende Wirkung entfaltet: Je stärker unsere Bewegung wird, desto härter schlägt der bürgerlich-kapitalistische Staat zurück – ein Zeichen dafür, dass unsere Erfolge auf der Straße nicht unbemerkt bleiben.
Nach dem Frühstück fuhren wir gemeinsam zur JVA Ulm, um Nico bis vor die Tore des Gefängnisses zu begleiten. Vor Ort wurden abermals zahlreiche Reden gehalten, unter anderem von der Roten Hilfe und dem Solikreis des ehemaligen 129er Verfahrens aus Frankfurt. Während schließlich einer den Schritt über die Schwelle machen musste, waren über hundert Genossinnen bis zum letzten Moment an seiner Seite. Diese Begleitung war mehr als nur ein Akt der moralischen Unterstützung; sie war ein starkes Zeichen an die gesamte revolutionäre Bewegung. Wir haben gezeigt, dass es jeden von uns zwar jederzeit treffen kann, wir uns aber niemals allein der repressiven Staatsgewalt stellen werden müssen.
Nico war nicht der erste und wird auch nicht der letzte Genosse sein, der eine Haftstrafe für seine politische Arbeit verbüßen muss. Unsere Bewegung muss weiter Strategien entwickeln, wie wir mit der ständigen Erfahrung Knast und Haft umgehen. Die Begleitung von Nicos Haftantritt hat dafür ein gutes Beispiel gegeben. Linke unterschiedlicher Lager, über ideologische Differenzen hinweg, sind zusammengekommen, und es gab reichlich Raum für die widersprüchlichen Gefühle, die im Zusammenhang mit einer der höchsten Formen staatlicher Repression entstehen: Wut über die Unverhältnismäßigkeit der Strafe, Trauer über den aus unseren Reihen gerissenen Genossen, Ohnmacht angesichts der inhumanen Kälte der Repressionsbehörden, aber auch Stärke, Gemeinschaft und Freude über die gelebte Solidarität unserer Genoss:innen – sei es in der eigenen Stadt oder über Landesgrenzen hinweg.
Unsere Solidarität hat bereits am Montag ihre Wirkung gezeigt und blieb leider nicht ohne Konsequenzen: Die Justizanstalt hatte im Vorhinein zugesichert, dass Nico die zahlreichen Postkarten und Briefe noch am Abend seines Haftantritts erreichen würden, die wir geschrieben haben, um ihm die erste Zeit im Knast etwas leichter zu machen und ihm zu zeigen, dass er auch hinter Gittern ein Teil unserer Bewegung, Gedanken und Praxis bleibt. Doch anstatt die Post zu erhalten, wurde Nico in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ohne vorherige Ankündigung in eine andere Haftanstalt verlegt.
Diese Maßnahme zeigt einmal mehr, dass es kein Vertrauen in diesen Staat geben kann! Ein Staat, der uns bis auf die letzte Person in Zellen vergammeln sehen will, weil er unsere Stärke dank kollektiver Solidarität und unser Durchhaltevermögen fürchtet.
Deshalb rufen wir gestern, heute und morgen:
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Glück allen untergetauchten Genoss*innen!
Friede den Hütten! Krieg den Palästen! Ein Ende allen Knästen!