Kundgebung (all gender): 28.09.22 17:00 Uhr
Demonstration (FLINTA only): 28.09.22 18:00 Uhr
Willy-Brand-Platz, Frankfurt
Weltweit sterben jedes Jahr etwa 39.000 Frauen bei unprofessionell durchgeführten Abtreibungen – und das ist nur eine Dunkelziffer. Mehr als 60 Prozent der Todesfälle geschehen in Afrika, rund 30 Prozent in Asien. Die Frauen sterben, weil ihr Recht auf Leben nicht so viel wert ist wie eine Zellvereinigung, die ohne den Körper der Frau gar nicht erst überlebensfähig wäre.
Die Geschichte ist Zeugin eines erbitterten Kampfes gegen diese patriarchale und frauenverachtende Praxis. Bis heute zeichnet sich dieses Charakteristikum der kapitalistischen Gesellschaft deutlich ab – das haben nicht zuletzt die dramatischen Entwicklungen zum Abtreibungsrecht in den USA gezeigt. Unsere Rechte sind nicht selbstverständlich, sondern hart erkämpfte Errungenschaften unserer Schwestern auf der ganzen Welt.
Im erzkatholischen und konservativen Argentinien konnte die Frauenbewegung nach 30 Jahren erbittertem Kampf die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs bis zur 14. Schwangerschaftswoche durchsetzen. Tausende Frauen sind dort durch illegale Abtreibungen gestorben. Ähnlich zeichnet sich die aktuelle Situation in Irland, wo Frauen seit 2019 legal abtreiben dürfen – ein Meilenstein in der Geschichte des Landes.
Doch dass diese Errungenschaften nicht in Stein gemeißelt sind, zeigt die Lage in Polen. Unter der rechtskonservativen und faschistoiden Regierungspartei PiS, die sich mit den polnischen Kirchenvertretern und militanten Abtreibungsgegnern verbrüdert hat, wird Frauen verwährt legal einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen.Auch in Deutschland ist der §218 des Strafgesetzbuchs noch vorhanden, sodass auch hier Abtreibung als rechtswidrig gilt. Durch die Beratungsregelung und weiteren bestimmten Voraussetzungen (z.B innerhalb der ersten 12 Wochen), wird eine Abtreibung in Deutschland als „straffrei“ eingestuft.
Des Weiteren gibt es auch in Deutschland Regionen wie z.B. in Fulda, wo medizinische Praxen keine Abtreibungen durchführen und Frauen fast 100 Kilometer hinter sich legen müssen, um entsprechende ärztliche Versorgung zu bekommen. Neben den medizinischen Kosten, die nicht immer übernommen werden, entstehen somit noch weitere hohe Kosten, die nicht für alle tragbar sind.
Dass die Möglichkeit zur Abtreibung auch eine Klassenfrage ist, zeigen all diese Fälle auf: Wohlhabende Frauen können hinsichtlich des Kostenfaktors einen Schwangerschaftsabbruch in Ländern mit entsprechender Gesetzgebung vornehmen lassen – armen Frauen bleibt diese Option verwährt. Daran ändert auch die fadenscheinige Begeisterung liberaler Parteien für die Abschaffung des „Werbeverbots“ überhaut nichts. Denn hierbei geht es vielmehr um die Verwertbarmachung von medizinischen Leistungen, die seit Jahren Einzug in unser Gesundheitssystem hält. Zudem sollen laut FDP Beratungsleistungen ausgebaut werden – das meint aber keinesfalls erleichterten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, sondern stellt eine weitere Gängelung und Kleinhaltung des Willens der Frau dar. Wir stellen uns ganz klar gegen eine Verökonomisierung von Gesundheit und Medizin und wenden uns gegen den liberalen „Feminismus“, der zugunsten des Kapitals mit aggressiven Mitteln versucht, uns Frauen zu entradikalisieren und den Interessen des Patriarchats unterzuordnen. Stattdessen kämpfen wir an der Seite der Frauen, die gegen die Unterdrückung des kapitalistischen Patriarchats protestieren und dabei ihre Freiheit oder sogar ihr Leben riskieren müssen. Wir fordern das Recht auf Selbstbestimmung über unseren Körper, angemessene medizinische Versorgung und ein Ende der patriarchalen Klasseninteressen!
Dafür gehen wir am 28. September auf die Straße und schließen uns der Tradition der Campaña 28 Septiembre (Safe Abortion Day) an. 1990 riefen Aktivistinnen aus Lateinamerika und der Karibik zur Campaña 28 Septiembre oder auch dem Safe Abortion Day auf, um für die Entkriminalisierung der Abtreibung zu kämpfen. Lasst uns gemeinsam diesen Anlass nutzen, um unsere Wut auf die Unterdrückung der Frau und die Fremdbestimmung durch das Patriarchat auf die Straße zu tragen!
Unser Körper, unsere Wahl!
Gegen Patriarchat und Kapital!
Kundgebung (all gender): 28.09.22 17:00 Uhr
Demonstration (FLINTA only): 28.09.22 18:00 Uhr