An diesem Wochenende jährte sich der rassistische Terrorakt von Hanau zum zweiten Mal. Anlässlich dessen gingen sowohl im Rhein-Main-Gebiet als auch in der gesamten Bundesrepublik zehntausende Menschen auf die Straße. Erinnern, Gedenken, Handeln lautet die Devise. Während am Jahrestag, dem 19.02. würdevoll Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov gedacht wurde, fand am Vorabend, den 18.02., eine ergänzende Demonstration in Frankfurt a. M. statt. Diese hat vor allem ein Lücke aus revolutionärer und antifaschistischer Perspektive geschlossen und das Gedenken an die Ermordeten mit rassistischen Kontinuitäten und staatlichen Verstrickungen in der Bundesrepublik, einem kapitalistischen und imperialistischen System verbunden. Es wurde vor allem darauf hingewiesen, dass Rassismus antikapitalistisch und internationalistisch bekämpft werden muss, um erfolgreich zu sein. Rund 1000 Menschen zogen von der Galluswarte mit lauten Parolen und Pyrotechnik Richtung Bahnhofsviertel zum Willy-Brandt-Platz, wo eine Zwischenkundgebung stattfand. Nach weiteren Redebeiträgen ging es weiter zur Abschlusskundgebung an der Hauptwache. Viele von uns fanden sich am nächsten Tag auf der Demonstration in Hanau ein. Mehrere tausend Menschen hörten die Reden von Angehörigen, Freunden und Menschen aus Hanau. Eine kraftvolle Demonstration zog danach durch Hanau mit einer Vielzahl von Menschen, angeführt von einer kämpferischer und wütender Jugend. Im ganzen Bundesgebiet fanden Demonstrationen und Gedenkkungebungen statt. Mehrere zehntausend Menschen waren auf der Straße um die rassistisch motivierten Morde in Hanau nicht zu vergessen und Gerechtigkeit zu fordern. Auf der Straße, im Netz, in Kunst oder Kultur – unüberhörbar waren die Namen derer, die vor zwei Jahren dem rassistischen Terror zum Opfer fielen.
Unsere Aufgabe als revolutionäre Strukturen bleibt bestehen, innerhalb dieses Staates, innerhalb dieses kapitalistischen Systems wird es keine Gerechtigkeit geben. Es wird keine Aufklärung und keine Konsequenzen geben. Rassismus und Faschismus lassen sich nicht aus dem kapitalistischen System herausschneiden. Sie gehören grundlegend zueinander und die Verbindungen aufzuzeigen – all der liberalen Augenwischerei zum Trotz – ist unser Auftrag. Das bedeutet auch den Finger in die Wunde zu legen, wenn grüne Parlamentarier so tun, als stünden sie auf derselben Seite, sich gleichzeitig aber weigern die NSU-Akten offen zu legen. Selbst die Erinnerung wird noch durch den Hanauer SPD-Bürgermeister in den Dreck gezogen, indem er den faschistischen Terror, bei dem neun Menschen ums Leben kamen, mit der Bombardierung Hanaus vergleicht und auf eine Stufe stellt. Was wir brauchen ist antifaschistischer Selbstschutz, Solidarität und Klassenkampf. Unterstützen wir migrantische Initiativen und Organisierung, lasst uns verlässlicher Partner für alle Unterdrückten und Ausgebeuteten sein.
Wir verweisen auf unseren zweiten Podcast, welcher migrantische Selbstorganisierung nach Hanau zum Thema hat. Drei Genoss:innen berichten von ihren Erfahrungen, ihrer Politisierung und den Perspektiven in und über Migrantifa hinaus. Weiterer Bericht von antifa-frankfurt.org: https://www.antifa-frankfurt.org/2022/02/19/hanau-2-jahre-kampf-um-gerechtigkeit-kurzbericht-zur-demo/