18.-26.07.24: Kritischer CSD in Mainz

Anlässlich des CSD gibt es in Mainz in diesem Jahr eine Aktionswoche mit mehreren Veranstaltungen, die sich kritisch mit der Liberalisierung queerer Kämpfe auseinander setzen.

Zeitplan zum kritischen CSD in Mainz

Do, 18.07.
19 Uhr
Infoladen Ella JanecekOffenes Feministisches Treffen
Das L steht für Lesben – Sichtbarkeit für vergessene Kämpfe
Fr, 19.07.
18 Uhr
Infoladen Ella JanecekWie die Schwulen staatstragend wurden
Gespräch über Perspektiven auf Queere Befreiung
So, 21.07.
14 Uhr
Infoladen Ella JanecekSchilder- & Bannermalen + Küfa
Di, 23.07.
18:30 Uhr
Infoladen Ella JanecekWorkshop: Queere Unterdrückung
Oder wie Liberale sagen würden: Upsi
Mi, 24.07.
17 Uhr
ReWi II, HS VII (Uni Mainz)
(Jakob-Welder-Weg 2)
Vortrag Queerfeindliche Rhetorik
Fr, 26.07.
17 Uhr
Mainz HbfDEMO + anschließender Kneipenabend im Infoladen

Warum kämpfen wir (immer noch) für Queere Befreiung

Christopher Street Days sind in Folge des Stonewall-Aufstands gegen rassistische und queerfeindliche Polizeigewalt 1969 entstanden. Dieser Widerstand ist bis heute symbolisch für die Bereitschaft sich gegen Unterdrückung zur Wehr zu setzen. Aber was hat das mit uns zu tun? Immerhin ist queeres Leben in Deutschland per Gesetz vor Diskriminierung geschützt. Also gibt es ja kein Problem. Oder doch? 

Queere Menschen werden immer wieder Opfer gewaltsamer Übergriffe und “Vater, Mutter, Kind” ist nach wie vor die Norm, von der man oft legal, aber nicht frei und sicher abweichen kann. Die AfD ist ein prominentes Beispiel für offene Queerfeindlichkeit, das Problem ist aber fest im System verwurzelt. Die Einteilung in Frau und Mann, und die damit einhergehende Heteronorm ist nützlich für den Kapitalismus. Wieso? Das erfahrt ihr im Rahmen der Aktionswoche. Der Kampf um queere Befreiung ist also längst nicht beendet und kann nur erfolgreich sein, wenn er auch antikapitalistisch ist.

Warum ist es mit CSD-Paraden und Gleichberechtigung nicht getan

Was einst mit einem Aufstand gegen Polizeigewalt begann, später in den radikalen Kampf gegen Heteronormativität und Herrschaft mündete, gleicht heute einer großen Party. Wenn Unterdrückung und Gewalt aber noch immer fester Bestandteil im Leben queerer Menschen sind, kann man den politischen Kampf nicht allein durch Feiern ersetzen. Wir kritisieren eine Entpolitisierung der Bewegung. Im Vordergrund stehen schlussendlich Akteur*innen, die CSDs als Plattform für sich nutzen: bürgerliche Parteien, Konzerne und die Polizei. Oft interpretiert als Zeichen für progressiven Wandel sehen wir daran eine Vereinnahmung unseres Kampfes für Profit- und Machtinteressen. Der Ruf nach Gleichberechtigung und Repräsentation fordert Zugang zu Herrschaft für die Privilegiertesten von uns. Der Ruf nach Befreiung richtet sich gegen Herrschaft.

Was meinen wir, wenn wir von Befreiung sprechen

Queere Befreiung darf keine leere Worthülse bleiben. Wir streben die Abwesenheit aller Strukturen an, die einem guten Leben für alle im Weg stehen. Unterdrückung ist dabei ein Mittel, um Herrschaft zu erlangen und zu erhalten. Das geht auch auf Kosten queerer Menschen. Zugeständnisse in Form von Reformen gibt es nur solange sie diese Herrschaft nicht berühren. Grundlegende Veränderungen sind in diesem System also nicht zu erwarten. Deshalb betteln wir nicht beim Staat um eine nettere Behandlung, sondern leisten gemeinsam Widerstand gegen ein System, das von unserer Unterdrückung profitiert. Queere- und Frauenkämpfe eint dabei der Kampf gegen Kapitalismus und Patriarchat, eben die Strukturen, die für ihre Lage verantwortlich sind. Genau diese Schnittstelle ist unsere Basis für eine solidarische Bewegung.

Queere Unterdrückung ist weder Zufall noch ein Problem der Vergangenheit. CSDs entpolitisieren sich zunehmend indem sie Steigbügelhalter für Rainbow Washing von Parteien, Konzernen und Polizei werden. Wir wollen zeigen, wie tatsächliche Befreiung zur realen Perspektive wird. Schließt euch uns an und kommt zu den Veranstaltungen der Aktionswoche. Nehmen wir unser Leben in die eigene Hand!