EIN ZUTIEFST FRIEDLICHES PROJEKT
Filmtipp von der Frankfurter Hauptschule
Eigentlich finden wir an Berlin nur gut, dass die ganzen Idioten dahin ziehen und wir in Frankfurt unsere Ruhe haben. Früher war das vielleicht mal anders. Unser liebster Retro-Riot-Porn ist der Film “10 Jahre revolutionärer 1. Mai Berlin – Warum dieser Hass?”. Wir sehen Straßenkampfszenen von 1987 bis 1996 und hören Musik von Udo Jürgens. Junge Antifas in dicken Anoraks sitzen neben Zimmerpflanzen und erklären uns die Welt. Am Ende stehen alle auf der Treppe der Volksbühne und winken. Dahinter fühlen wir die hedonistische Epoche sinken.
Sie muss schön gewesen sein. Man konnte mehr oder weniger
umsonst leben, hat lustige Diskussionen über Nahost geführt und einmal im Jahr wurde alles rausgelassen. First of May, judgement day. Das Geschrei hinterher war groß: bloßes Gewaltritual, das hat mit Politik nichts mehr zu tun, nur Chaoten und Krawalltouristen, erlebnisorientierte türkische Jugendliche und charlottenburger Zahnärzte, Randale als Feiertagsspaß…
Na und? Wenn man schon ballert, wieso soll man dabei keinen Spaß haben? Muss man noch beim Einschmeißen traurig gucken? Geht es nach der Presse, soll auch in einem Akt der Lust die deutsche Verkniffenheit gewahrt werden. Nun. Etwa zur Hälfte von „Warum dieser Hass?“ sagt ein Aktivist mit bayerischem Akzent: „Gewalt ist auch, wenn hier die Leute satt und vollgefressen sind und woanders tausende tagtäglich
verrecken. Das ist die Freiheit der freien Wildbahn, jeder gegen jeden, und ich muss sagen, alle Versuche daran etwas zu ändern sind, auch wenn man das Mittel der Gewalt dafür anwendet, ein zutiefst friedliches Projekt.“
Möge auch der 1. Mai in Frankfurt zu einer zutiefst friedlichen Tradition werden!
#tagderwut #frankfurterhauptschule #uberalles